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Festlicher Rahmen. BStBK-Kongress 2011 in der Münchener Gasteig.

So läuft der Hase auf den großen Steuer-Kongressen

Sie haben die Tipps aus Teil eins befolgt, sich mit einem Freund zum Kongress verabredet und sich nicht zu viele Vorträge vorgenommen? Glückwunsch! Sie sind auf dem besten Weg.

Damit Sie leichter durch die Tage und Veranstaltungen navigieren können, kommen hier noch ein paar Tipps. Im Grunde sind alle Programmpunkte erlebenswert, manchmal muss man aber die richtigen Vorlieben mitbringen – oder eben wegbleiben.

Kongress-Teilnahme mit dem Ehepartner?

Viele Berufsangehörige machen es so. Der eine geht tagsüber büffeln, der andere bummeln. Abends genießt man gemeinsam das Rahmenprogramm. Es gibt auch ein Programm für Begleitpersonen, das ich aber noch nicht miterlebt habe.

Wenn Sie sich mit einem Freund verabredet haben und mit dem eigenen Partner anreisen, dann sollte es wohl besser ein gemeinsamer Freund, ein befreundetes Paar sein.

Kleiner Bonus: Gerade bei der Auftaktveranstaltung (siehe unten) betonen die Redner, wie wichtig der Berufsstand ist. Vielleicht hebt das ja das Verständnis der Ehepartner für die vielen Überstunden?

Hotelwahl

Nehmen Sie ein Zimmer im Tagungshotel. Günstiger wohnen können Sie anderswo. Aber diese Gründe sprechen für das Tagungshotel:

  • Sie sparen sich Wege
  • Sie erleichtern sich den Kontakt zu anderen Teilnehmern
  • die angebotenen Bus-Shuttle (zum Begrüßungsabend, zur Party, zum Rahmenprogramm) gehen meist ab Tagungshotel
  • Hotelbar 2 Uhr nachts
  • Rechtzeitig buchen! Kontingente sind begrenzt, die Frühbucherfrist endet früh.

Vortag, Stadtrundfahrt

Hingehen? Ja, wenn es die Zeit erlaubt.

Hafenrundfahrt in Hamburg mit dem DStV auf dem Steuerberatertag 2012
Hafenrundfahrt in Hamburg mit dem DStV auf dem Steuerberatertag 2012

DStV und BStBK tagen montags und dienstags, das heißt, der Begrüßungsabend fällt auf einen Sonntag. Das Rahmenprogramm beginnt aber noch früher und zwar meist mit einer Stadtrundfahrt.

Das war jetzt die sehr umständliche Einleitung um zu sagen: Wenn Sie es einrichten können, seien Sie ruhig Sonntagmittag am Tagungsort und machen die Rundfahrt mit (interessante Stadt zumeist, erstes Beschnuppern mit anderen Teilnehmern) Ansonsten kommen Sie rechtzeitig zum …

Begrüßungsabend

Hingehen? Ja, das sollten Sie nicht verpassen.

Alle Kongresse bieten einen Begrüßungsabend mit Stehempfang und kleinem Imbiss. Sie können also ruhig mit leeren Magen auftauchen. Hingehen lohnt sich. Weitergehen nach Lust und Laune.

Die Münchener Steuerfachtagung lädt stets im Tagungshotel (höchster Stock im Hilton am Englischen Garten mit grandiosen Blick über die Stadt) zur Begrüßung, DStV und BStBK mit ihren wechselnden Veranstaltungsorten immer in wechselnden und oft sehenswerten Locations.

Besonderheit beim DStV-Tag: Nach dem Begrüßungsabend schwärmen die einzelnen Landesverbände aus: Jeder in ein anderes Lokal, manche Verbände feiern auch gemeinsam. Wohin es Ihren Heimatverband zieht, dürften Sie wissen. Es kann aber nicht schaden, vorab zu erfragen, wo die anderen Landesverbände später zusammenhocken.

Kongressunterlagen

Die Unterlagen bekommen Sie an einem Counter – manchmal im Tagungshotel, meist an der Garderobe im Tagungszentrum. Seien Sie schlau und holen sich die Unterlagen, wenn Sie sowieso auf dem Weg ins Hotelzimmer sind, denn sonst schleppen Sie drei Kilo Papier spazieren.

Zum Counter müssen Sie meist trotzdem, um sich zu registrieren und das Namensschild abzuholen. Das Schild wird gescannt, wenn Sie Pflichtfortbildungen besuchen. Wenn es geht, nehmen Sie die Unterlagen später mit.

Zu den Unterlagen gehört immer eine Teilnehmerliste. Sehr nützlich, wenn man später Kollegen Meier (Meyer, Mayer?) wiederfinden will oder einen Vortragenden kontaktieren möchte.

Auftaktveranstaltung

Hingehen? Ja, lohnt fast immer. Und wenn nicht, gibt es ja noch den Notausgang (siehe nächster Punkt)

Die Auftaktveranstaltung am Vormittag des ersten Kongresstags ist immer die am besten besuchte Veranstaltung des Programms. Größter Saal, fünf Sitzreihen für Ehrengäste. Die Veranstalter legen sich ins Zeug, um möglichst prominente Sprecher und Sprecherinnen einzuladen. Mit ihnen steht und fällt der Unterhaltungs- und Informationswert des Auftaktes.

Gehen wir die üblichen Verdächtigen mal durch:

Bundesfinanzminister Schäuble ist in diesem Wettrennen sowas wie der große Wanderpokal: Seine Position, seine Person und sein Informations- und Unterhaltungswert adeln den Veranstalter. Schäubles Kommen sichert auch stets einen Presseauflauf, was auch ganz im Sinne der Veranstalter ist. Diesen Rummel mitzuerleben ist ganz unterhaltsam.

BFH-Präsident Rudolf Mellinghoff gehört ebenfalls zu den Top-Rednern und der Kontakt zum Berufsstand scheint ihm wichtig. Stets hörenswert.

Manchmal kommen andere Hochkaräter, die streng genommen nicht zur Steuer-Branche zählen: Allein der frei sprechende Udo Di Fabio (Richter BVerfG a.D.) hat den Besuch des Kölner Finanzgerichtstags gelohnt. Und vor ein paar Jahren konnte die BStBK den Coup landen und den designierten Bundespräsidenten Joachim Gauck als Redner präsentieren.

Und manchmal sprechen Führungspersönlichkeiten bedeutender Unternehmen. Vortragsqualität Glückssache.

Darunter beginnt die zweite Liga. Zumindest was die Prominenz angeht: Staatssekretäre, Landesminister, Regionalpolitiker. Über die Qualität des Vortrags oder der Grußworte sagt der Rang nichts aus. Es kann also parteipolitisch interessant werden, manchmal gibt es interessante Einblicke in die Lage der Region – und manchmal sind deren Vorträge einfach zu lang.

Faustregel: Je fachnäher der Sprecher, desto meinungsfreudiger. Je fachferner, desto mehr wird der Berufsstand der Steuerberater gelobt.

Die Höflichkeit gebietet es, der Veranstaltung bis zum Ende beizuwohnen. Aber es gibt Grenzen und die liegen bei jedem anders. Wenn Sie Fluchtgefühle verspüren, begeben Sie sich halt Richtung Ausgang zur …

Ausstellung

Die Ausstellung ist der Kontakthof der Kongresse. Die Veranstalter platzieren auch stets die Kaffeeoasen dort, um in den Pausen das Publikum ihren zahlenden Ausstellern zuzuführen. Das heißt auch: Gedrängel in den Pausen, mehr Ruhe für ein Gespräch am Stand während des laufenden Programms.

Sie brauchen Ihre Dosis Koffein? Dann sollten Sie wissen: Vor der ersten Kaffeepause gibt es keinen Kaffee und zwischen den Pausen manchmal auch nicht.

Wenn Sie den Ansturm am Mittagstisch vermeiden wollen, gehen Sie lieber früh oder spät zum Essen.

Beim Mittagstisch herrscht übrigens eine Zwei-Klassen-Gesellschaft: Die Referenten werden oft gesondert bewirtet.

Abendveranstaltung

Hingehen? Aber hallo!

Wenn die Wahl zwischen Gala-Abend und Party besteht, sollten Sie wissen:

Gala-Abend bedeutet: Mehrgängiges Abendessen mit Unterhaltungsprogramm. Sie verbringen gut fünf Stunden mit Ihren zufälligen Sitznachbarn an einem Tisch.

Party: Wenn Sie es lieber lockerer mögen und tanzen wollen, dann wählen Sie die Party. Buffet.

Vorträge

Sie wissen am besten, welche Fachvorträge Sie interessieren. Aber es gibt verschiedene Vortragsformen und die Veranstalter bieten zunehmend auch Programme zur Kanzleiführung:

Fachvorträge, Pflichtfortbildungen: Versierte Experten. Viel Powerpoint. Jeder büffelt vor sich hin. Fragerunde am Ende.

Podiumsdiskussionen: Hier wird gleich mit der Diskussion eingestiegen. Lebhafter. Frage-Antwort-hin-und-her mit Publikumsbeteiligung.

Kanzleiführung: Oft werden diese Veranstaltungen als Workshop beworben. Das ist etwas geschönt, denn die große Teilnehmerzahl führt doch eher zu Frontalvorträgen. Aber die hohe Teilnahme (früh Platz sichern!) spricht halt auch für das Interesse des Berufsstands an diesen „fachfremden“ Themen: Mitarbeiterführung, Mandantenmotivation usw. Sie können sich also auf motivierte Mithörer und einen offenen Erfahrungsaustausch freuen.

Alle Vorträge finden sich im Reader des Kongresses (die drei Kilo).

Veranstalter

Die großen Kongresse laufen meiner Erfahrung nach wie am Schnürchen. Veranstalter und Helfer geben sich große Mühe, den Besuch so angenehm wie möglich zu gestalten und arbeiten hart von früh bis spät. Ein Dankeschön und ein bisschen Großmut bei Pannen macht es für alle einfacher.