Zum Inhalt springen
Anteile der Arbeitsformen laut STAX-Umfrage, BStBK 2013

BStBK durchleuchtet den Berufsstand

Die Bundessteuerberaterkammer hat die Ergebnisse einer umfangreichen Befragung des Berufstands vorgelegt. Mehr als 5000 Berater und Beraterinnen haben die Daten geliefert für STAX – Statistisches Berichtssystem für Steuerberater. Neben interessanten Zahlen liefert die Studie auch Informationen über Schwächen und Probleme.

Bevor ich zu den Ergebnissen komme, die mich am meisten interessieren, verdient die Grafik oben zu den Erwerbsformen eine Erläuterung. Ganz unten geht es um Umsatz- und Überschusszahlen. Springen Sie ruhig direkt ans Ende – ich nehme es Ihnen nicht übel.

Erwerbsformen

Welchen Erwerbsformen die Berufsträger nachgehen, ist der obigen Grafik zu entnehmen. STAX liefert detaillierte Daten und ich habe der Einfachheit halber die Selbstständigen (55,8 Prozent) und die überwiegend Selbstständigen (6,5 Prozent) zu einem Posten zusammengezogen.

Zu den Erwerbsformen ist noch zu sagen, dass Frauen (35,4 Prozent) eher als Männer (22,7 Prozent) im Angestelltenverhältins arbeiten. Was den Verdienst angeht, liegen die Männer durch die Bank vor den Frauen. Im Ost-West-Vergleich zeigt sich: Die Selbstständigen-Quote liegt im Osten (70,1 Prozent) höher als im Westen (61,7 Prozent).

STAX unterscheidet die Kanzleien nach Einzelkanzlei, beruflichen Zusammenschlüssen und StB-Gesellschaften. Auch hier zeigt sich, wie schon bei der Agenda-Studie, dass die Einzelkanzlei mit 68,7 Prozent die häufigste Kanzleiform ist. Berufliche Zusammenschlüsse kommen auf 22,8 Prozent und StB-Gesellschaften auf 8,8 Prozent.

Was mich am meisten interessiert

Den Steuerberatern und Steuerberaterinnen geht es gut. Auch wenn STAX keine Studie ist, die einen zeitlichen Ablauf vergleicht, oder Kostendruck oder steigende Anforderungen abbildet – Alarmsignale kann ich der Studie nicht entnehmen. Oder doch?

Ausbildung

Die Ausrichter haben die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und gleich nach der Ausbildungssituation gefragt: Fast ein Viertel der Befragten (22,6 Prozent) gaben Probleme bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen zum Steuerfachangestellten an.

Interessant: Je größer die Kanzlei, desto drängender das Problem. Von den Einzelkanzleien bejahten 14,1 Prozent das Problem, von den beruflichen Zusammenschlüssen 29 Prozent und von den StB-Gesellschaften 31,7 Prozent. Liegt das an dem überschaubareren, stabileren Arbeitspensum der Einzelkanzleien? Können diese einfacher als große Kanzleien auch mal ein Jahr mit der Ausbildung aussetzen?

Mit besonderem Interesse habe ich die Gründe gelesen, die diese 22,6 Prozent der Kanzleien für das Problem angaben:

  1. 88,4 Prozent sagen: Es herrscht ein Mangel an qualifizierten Bewerbern.
  2. 37,2 Prozent bescheinigen den potentiellen Azubis mangelnde Ausbildungsreife.
  3. 24,7 Prozent sagen: Die geeigneten Bewerber gehen eher konkurrierende Ausbildungswege.
  4. 21,5 Prozent halten das Image der Steuerberatung für den Grund des Azubi-Mangels.

Laut Wikipedia liegt die Ausbildung zum Steuerfachangestellten auf Platz 25 aller Ausbildungsberufe, gemessen an der jährlichen Anzahl von Neuabschlüssen (PDF). Wer sich die vorderen 24 Plätze anschaut, wird dort keinen Beruf finden, der ähnlich hohe Anforderungen stellt.

Da frage ich mich: Sind die Kandidaten tatsächlich zu doof wie es Antwort 2 nahelegt? Oder eher schlau genug, sich mit ihren gefragten Fähigkeiten anderswo umzuschauen wie es Antworten 1, 3 und 4 nahelegen?

Ich sehe es so: Antwort 2 ist Gejammer und schiebt anderen die Schuld zu. Wer gute Kräfte haben möchte, muss sie sich selbst heranziehen und Mühen schultern, die über die Überweisung des Azubi-Gehalts hinausgehen. Das ist in allen Branchen so.

Vielleicht deuten Antworten 1 und 2 auch darauf hin, dass der Steuerfachangestellten-Weg einfach nichts für 18-Jährige ist.

Antwort 3 und 4 scheinen mir konstruktiver und lenken die Aufmerksamkeit auf Faktoren, die die Branche selbst beeinflussen kann – wenn auch nur langsam und mit Mühe.

Die gute Nachricht für die Branche: Die Ausbildung zum Steuerfachangestellten bietet Sicherheit und Perspektiven – und von beidem mehr als andere Berufe. Nur: Wer weiß davon? Hoppla, da sind wir schon an dem nächsten Punkt. Und das bevor die Frage angesprochen wurde, ob Steuerfachangestellte genug Geld verdienen.

Außendarstellung

Eine Kanzlei-Homepage haben 61,9 Prozent aller Befragten. Einen eigenen Facebook-Auftritt 7,2 Prozent.

Die gute Nachricht: Ein Online Auftritt scheint nicht erfolgskritisch zu sein, es geht auch ohne.

Wer sich jetzt bestätigt sieht und sich fragt, was man außer Arbeit von einer aktiven Internetseite oder einem Facebook-Auftitt hat, dem empfehle ich, solche Auftritte noch mal unter dem Gesichtspunkt Mitarbeitersuche zu überdenken.

Konkurrenz

Zwei Drittel der Befragten sagen: Die Konkurrenz nimmt zu. Die am häufigsten genannten Konkurrenten sind:

  1. Berufskollegen (81,9 Prozent)
  2. Bilanzbuchhalter, Kontierer (48,8 Prozent)
  3. Rechtsanwälte (23,1 Prozent)
  4. Banken (11,5 Prozent)
  5. Versicherungen (5,6 Prozent)

Auf Nachfrage, was die Berufsträger denn angesichts des Konkurrenzdrucks zur Erfolgssicherung unternehmen, antworteten 51,8 Prozent mit „Nichts“. Ich glaube, dem Berufsstand geht es gut.

QM-Systeme

Etwa 80 Prozent der Kanzleien kommen ohne ein Qualitätsmanagement-System aus. Einzelkanzleien haben seltener (14,5 Prozent) ein QM-System als größere Kanzleien (28,8 Prozent).

Ergebniszahlen

So setzt sich de Umsatz bei den befragten Kanzleien zusammen:

Umsatz-Zusammensetzung laut STAX-Umfrage, BStBK
Umsatz-Zusammensetzung laut STAX-Umfrage, BStBK

Unter Deklarationsberatung verstehen die Forscher allgemeine steuerliche Beratung.

Umsatz aus Tätigkeiten nach § 57 StBerG (vereinbare Tätigkeiten) wurde überwiegend durch betriebswirtschaftliche Beratungsleistungen gewonnen. Ihr Anteil belief sich durchschnittlich auf 62 Prozent. Es folgen in großen Abstand Tätigkeiten als Wirtschaftsprüfer (12 Prozent) und Rechtsanwalt (5 Prozent). Alle anderen vereinbaren Tätigkeiten (wie z.B. Fördermittelberatung, Vermögensberatung oder Testamentsvollstreckung) lagen im Schnitt unter 5 Prozent.

Persönlicher Honorarumsatz

Durchschnitt Median West Ost Männer Frauen
alle StB 218.000 Euro 150.000 Euro 224.000 Euro 203.000 Euro 240.000 Euro 162.000 Euro
Vollzeit-StB 266.000 Euro 200.000 Euro 295.000 Euro 206.000 Euro

Der Median teilt die Befragten in zwei gleich große Gruppen: Die eine Hälfte setzt mehr als den Median-Wert um, die andere Hälfte weniger.

Höhere Umsätze erzielt, wer über eines oder mehrere der folgenden Merkmale verfügt:

  • männlich
  • interdisziplinäre Kanzlei
  • ältere Kanzlei
  • überwiegend Unternehmens-Mandate
  • in Westdeutschland basiert

Personenbezogene Überschüsse

Durchschnitt Median West Ost Männer Frauen
alle StB 84.000 Euro 64.000 Euro 88.000 Euro 74.000 Euro 96.000 Euro 62.000 Euro
Vollzeit-StB 101.000 Euro 83.000 Euro 109.000 Euro 83.000 Euro

Meta

Die Studie würde von der BStBK beauftragt und vom Institut für freie Berufe der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg durchgeführt. Von den gut 12.000 angeschriebenen Beratern haben 5000 auswertbare Fragebögen zurückgeliefert. Die Ausrichter sind mit der Rücklaufquote von 40,6 Prozent sehr zufrieden. Abgefragt würde das Wirtschaftsjahr 2011. Ein Auszug der Auswertung zum Abschnitt der Umsatzentwicklung in den Steuerberaterkanzleien wird in der DStR, Heft 40, am 5. Oktober 2013 veröffentlicht. Die Pressemitteilung der BStBK zu STAX findet sich hier.