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Bergsteiger Thomas Huber hatte mit seinem Vortrag schwer beeindruckt und war auch auf der Party ein umlagerter Gast – und ein freundlicher und offener dazu.

Von Gipfelstürmern und anderen Helden – 2. NWB Steuerberater-Forum Best of (Teil 3 und Schluss)

Vielleicht ist es ein bisschen gemein, einen Extrem-Bergsteiger mit anderen Referenten antreten zu lassen. Denn wer kann schon Spannenderes berichten, als jemand, der sich einhändig an Abhängen festhält, bei deren bloßen Anblick jeder Flachland-Tiroler Übelkeit verspürt? Aber es war nicht gemein, sondern ein Gewinn. Bergsteiger Thomas Huber (auf dem Foto oben in der Mitte) hatte die absolute Aufmerksamkeit des Publikums beim NWB Steuerberater-Forum. Und sieh an: Zwischen dem Bergsteigen und dem Geschäftsleben gibt es mehr Gemeinsamkeiten, als man zunächst vermutet.

Bergsteigen ist das eine, aber was Thomas und Alexander Huber – genannt die die Huber Buam – 2005 im kalifornischen Yosemite-Park angegangen sind, wird zurecht Speed-Klettern genannt. 1000 senkrechte Meter ragt die Felswand des El Capitan hoch. Erfahrene Bergsteiger brauchen für eine Besteigung drei Tage. Aber Extremsportler haben diese Zeit immer weiter gesenkt, zunächst auf unter einen Tag, dann auf zwei Stunden achtundvierzig Minuten. Und dann kamen die Huber Buam.

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Das 2. NWB Steuerberater-Forum war eine gelungene Veranstaltung. Und das sage ich nicht nur, weil NWB mein heiß geliebter und verlässlicher Auftraggeber ist, sondern weil ich das im Laufe der zwei Tage in Berlin so wahrgenommen habe. Ein paar dieser Eindrücke schildere ich in dieser mehrteiligen dreiteiligen „Best of“-Serie.

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Und während Thomas Huber von der Vorbereitung berichtet, entfaltet sich auch schon die Kraft seines Vortrags. Denn obwohl keiner im Saal zu vergleichbaren Leistungen fähig ist, stellt sich Huber nicht heraus. Er schafft es viel mehr, sein Publikum das Projekt mitfühlen zu lassen. Von der vagen Idee, zu den unbeobachteten Vorbereitungen, zur konkreten Absicht, zum ersten Anlauf. Ob Berg oder Bürojob, eine Herausforderung ist eine Herausforderung.

Thomas Huber bei der Arbeit (Foto: Heinz Zak).
Thomas Huber bei der Arbeit (Foto: Heinz Zak).

Um den Berg kennen zu lernen, sind die Brüder zig mal im „gemächlichen“ Tempo hochgestiegen. „Vertikales Camping“, nannte es Thomas Huber lapidar. Einen Tag hochklettern, einen Tag Pause, wieder hochklettern. Sehr witzig: Sie haben dabei in der Felswand ein österreichisches Gespann zwei mal überholt, das wie andere gewöhnlich erfahrene Bergsteiger drei Tage für die Tour brauchte.

Als sie jede Kleinigkeit der Strecke ausklamüsert hatten, kam der große Tag. Kamerateams hingen schon in der Wand, bereit den Rekordversuch zu dokumentieren. Die Brüder rennen die Senkrechte hinauf. Es läuft wie geplant. Nur Thomas Huber verspürt eine aufkommende Schwäche. Ein Kameramann feuert ihn an. Huber verwirft die Zweifel. Rennt weiter. Verpasst einen Griff. Und stürzt.

Es gibt ein Video davon. Verwackelte Bilder. Nur der Ton. Alexander Huber schreit, als er den Sturz seines Bruders beobachten muss.

Sechs Meter stürzt Thomas Huber. Er stürzt auf einen Felsvorsprung. Und stürzt weiter. Noch mal sechs Meter, bevor ihn die Seile halten.

Thomas Huber war mit dem Gesäß auf dem Vorsprung gelandet. Nur ganz kurz zeigt er ein Foto seines nackten Allerwertesten. Eine Pobacke ist zu sehen und eine gigantische blaue Prellung, wahrscheinlich die andere Pobacke. Auch auf Nachfrage will er das Foto nicht noch mal zeigen.

Der Rekordversuch ist gescheitert. Was ist das? Pech? Misserfolg? Ein geplatzter Traum? „Ich hatte Glück“, sagt Huber. Er lebt. Und er hat die richtigen Schlüsse gezogen. Gegen die Intuition geht nichts. Dieser Moment der Schwäche, das war eine Warnung – der er mit Selbstüberschätzung begegnete. „Die besten Bergsteiger verunglücken auf den einfachsten Strecken“, sagt Huber und im Saal ist es sehr still. Rückflug nach Deutschland.

Ein Jahr später der erneute Anlauf. Wieder wetzen die Brüder die Senkrechte hinauf. Dieses Mal stürzt Alexander Huber. 2007 der dritte Anlauf. Am Ziel zeigt die Uhr zeigt zwei Stunden, achtundvierzig Miunten und vierzig Sekunden. Exakt dieselbe Minutenanzahl wie von Hans Florine und Yuji Hirayama, deren Rekord sie brechen wollten. Jetzt kam es auf die Sekunden an. Erst im Tal erfahren die Huber Buam, dass sie den Rekord um 15 Sekunden unterboten hatten.

Thomas Huber hatte während seines Vortrags das Publikum ständig auf der Stuhlkante. Und mit dem Rekord ist das Publikum nicht entlassen. Denn nach der Rekordfeier und dem Ausnüchtern schauen sich die Brüder in einem ruhigen Moment in die Augen: „Wollen wir noch mal?“ Sie schrauben den Rekord weitere drei Minuten runter. Hans Florine, der alte Rekordhalter, lädt sie auf ein Bier nach San Francisco. „So, you broke my record?“ Er habe wieder mit dem Training angefangen. Im Folgejahr unterbietet er den Rekord der Huber Buam. Die Lektion: wenn sich die richtigen Leute, gut vorbereitet und voller Motivation an Projekte wagen, dann purzeln die Rekorde und Undenkbares wird möglich.

Allerdings: Ein bisschen Cleverness kann auch nicht schaden. „Vielleicht probieren wir es noch mal mit dem Rekordbrechen“, sagte Thomas Huber zum Abschluss. „Aber wir warten noch ein wenig, bis Hans Florine etwas älter ist.“

Zurück in die Niederungen der Kanzlei

StB vBP Bernd Hamich gab einen Parcorce-Ritt durch viele Entscheidungen seines Berufslebens. Knapp und streitbar. Was mir dabei auffiel:

  1. Man kann sich gut an Leuten reiben, die ihre Meinung klar äußern. Bernd Hamich ist das gelungen.
  2. Bernd Hamich machte wiederholt klar, dass alle Entscheidungen seine persönliche Lösung darstellen. Tipp an zukünftige Referenten: Diesen Satz alle 30 Sekunden wiederholen oder gänzlich weglassen. Denn diese Einschränkung wird vom Publikum schlicht nicht wahrgenommen. In den folgenden Gesprächen hörte ich immer wieder: „Also bei mir ist das ja gaaaanz anders.“ Natürlich ist es das. Es ging aber weniger um das jeweilige Ergebnis, sondern darum, dass sich jeder seinen Weg durch den Entscheidungsdschungel selber freischlagen muss. Bernd Hamich ließ die Zuhörer an seinem Machete-Schwingen teilhaben. Und mehr als 30 Jahre Machete-Schwingen ergeben einen sehr interessanten Erfahrungsschatz – auch wenn man manchen Hieb anders setzen würde.
  3. Vision: Wie schaffe ich das Examen? Wo bekomme ich Mandanten her? Wie löse ich das Problem für Mandant xy? Das sind alles legitime Fragen, die einen auch mal nachts wachhalten können. Aber: Für Bernd Hamich – auch wenn er es nicht so eingeleitet hat wie hier – ist eine andere Frage wichtiger: Wozu das alles? Für ihn ist die eigene Vision grundlegender. Formulieren wir es doch mal so: Wenn man sich tagsüber mit den eingangs erwähnten Fragen herumgeschlagen hat, weiß man dann abends noch, wofür? Was habe ich mit meinem Leben, mit meinem Unternehmen vor?
  4. Bernd Hamich steckt in zwei Partnerschaften: Kanzlei und Ehe. Und wie er berichtete, fragten seine Ehefrau und die seines Partners schon mal, wer denn nun mit wem verheiratet sei. Und wie er es berichtete, klang es eher nach einem scherzhaften Aufziehen, als nach einer Krise in der Ehe. Tatsache ist: Bernd Hamich und Günter Grüter haben eine funktionierende Partnerschaft. Und wie in einer Ehe basiert der Erfolg auf anerkannten Unterschieden, durchgestandenen Krisen und einer funktionierenden Kommunikation. Hamich und Grüter gehen regelmäßig gemeinsam Essen, besprechen dabei alles Anliegende und lassen sich dabei von niemanden stören, Handys bleiben aus.

Der Satz der Tages

Das beste Bonmot des Forums lieferte Kanzleiberater StB Stefan Lami über den Fachkräftemangel in der Steuerberatung:

Es gibt keinen Fachkräftemangel. Wenn es ihn gäbe, hätte die Branche längst etwas an den Gehältern der Fachkräfte geändert. Aber anscheinend geht es auch noch so.

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