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Harald Elster und Axel Pestke

Eindrücke vom 36. Steuerberatertag in Berlin

1300 Gäste, gutes Wetter, tolle Stadt und für viel Teilnehmer die erste Gelegenheit, ihren neuen Präsidenten StB WP Harald Elster live zu erleben. Elster stellte sich den Teilnehmern als „bergischer Jung“ vor und zeigte sich juristisch beschlagen, als er mehrfach auf das Rheinische Grundgesetz verwies. Er halte es allerdings weniger mit Artikel 3 „Et hätt noch emmer joot jejange“, sondern eher mit „Von nix, kütt nix.“

Für mich war es das erste Treffen der Steuer-Branche, von dem ich mit Blasen an den Füßen wiederkam. Denn an beiden Nachmittagen tourte ich als Fotograf im Kielwasser von Elster durch die Ausstellung, wo er gemeinsam mit seinem Hauptgeschäftsführer Axel Pestke alle Aussteller begrüßte und sich nach Lob und Tadel erkundigte. Dabei zeigte der Mitsechziger 60-Jährige seinem Tross, was eine Harke ist: Seinem Tempo zu folgen, war gar nicht so einfach. Kleiner Trost: Auch die anderen Mitgerissenen hatten ihre liebe Not und qualmende Socken.

Was dabei auch zu erleben war: Vielleicht wenig überraschend, gemessen an seinem Alter und seiner Tätigkeit als Präsident des Kölner DStV, aber Elster ist mit vielen Akteuren gut bekannt. Es wurde viel umarmt, Schultern und Rücken geklopft, entgegengestreckte Hände mit beiden Händen und Blicke lang und fest gehalten. Eine körperliche Herzlichkeit.

Seine Art auf Leute zuzugehen ist ebenso selbstbewusst wie entwaffnend. „Hallo, Harald Elster, ich bin der Präsident.“ Mit diesem Satz wurde er oft vorstellig und erwischte den ein oder anderen Aussteller auf dem falschen Fuß. „Ich bin kein Präsident, sondern nur ein einfacher Mitarbeiter“, antwortete ein Aussteller. „Und ich bin nur ein einfacher Präsident“, entgegnete Elster.

Die offiziellen Positionen vom Steuerberatertag waren bereits der Tagespresse zu entnehmen, kurz zusammengefasst:

  • Die Rolle der Steuerberatungsbranche: Organ der Steuerrechtspflege: Ja. Berater der Wirtschaft: Auch Ja. Aber auch: Wegweiser für die Politik. Der DStV-Tag begann am selben Tag wie die Legislaturperiode des aktuellen Bundestags. Auch deshalb habe man sich in Berlin getroffen. Und im Hinblick auf den Wahlkampf: Steuererhöhungen als Wahlprogramm auszugeben, ist für Elster in diesen Zeiten ein Zeichen von Orientierungslosigkeit.
  • Gerechtigkeit: Im Wahlkampf sei das Thema Gerechtigkeit vor allem unter dem Vorzeichen der Umverteilung geführt worden. Elster verwies auf den hohen bestehenden Grad der Umverteilung und definierte Gerechtigkeit seinerseits als Gegenmodell zu einer überbordenden Bevormundung.
  • Forderungen an die Politik: Das Versprechen einer Steuervereinfachung habe die alte Regierung nicht eingelöst. „Wir brauchen mehr steuerpolitische Aufmerksamkeit“, sagte Elster. Konkrete Forderungen: Abbau der kalten Progression, Anpassung von Pauschalen an reale Wertsteigerungen, Reform der Umsatzsteuer
  • Selbstanzeige: Erhalten.
  • Vermögenssteuer: Ungerecht, geringer Ertrag, komplizierte und teure Erhebung.
  • Digitalisierung: Vorantreiben. Medienbrüche vermeiden. Mehraufwand jetzt, dadurch Freiräume später.
  • Europa: Elster befürwortet den Datenaustausch zum Zweck der Steuererhebung. Gleichzeitig sei das deutsche Modell der freien, selbstverwalteten, verkammerten Berufe bedroht.

Foto oben: Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. RA FAStR Axel Pestke und DStV-Präsident StB WP Harald Elster.

Korrektur 28. Oktober 2013: Harald Elster wurde am 7. November 1952 geboren und ist somit noch für ein paar Tage 60 Jahre alt – und nicht Mitte Sechzig wie ich fälschlicherweise zunächst geschrieben hatte.