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Verhandeln mit dem Finanzamt: Es geht mehr, als man zu Anfang denkt

Matthias Paul Weber arbeitet als „Steuerconflictcoach“ und meint: Viele Steuerberater nutzen Verhandlungsspielräume mit dem Finanzamt nicht aus. Mit seinem neuen Blog möchte er das ändern.

Früher Steuerberater, heute selbstständiger Coach zum Thema „Konflikte mit dem Finanzamt lösen und vermeiden“: Matthias Paul Weber hat ein Blog gestartet, auf dem es um konstruktives Verhandeln (nicht nur) mit dem Finanzamt geht. Sein Steuerköpfe-Interview zum Thema Führungsqualitäten und -lügen: Mathias Paul Weber und Manfred Strobl im Interview ist einer der meistgelesenen Artikel auf dieser Internetseite. Und über sein jüngstes Projekt hat er steuerkoepfe.de telefonisch Auskunft gegeben:

Herr Weber, Sie haben ein Blog zum Thema Verhandeln mit dem Finanzamt gestartet, was möchten Sie damit erreichen?

Ich halte das Thema Verhandeln mit dem Finanzamt für unterrepräsentiert. Viele Steuerberater holen nicht das aus den Verhandlungsmöglichkeiten raus, was rauszuholen wäre. Dabei sind neben Betriebsprüfungen auch Stundungs- oder Vollstreckungsthemen sehr gut für Verhandlungen geeignet. Mit dem Blog möchte ich Aufmerksamkeit und Aufträge generieren.

Wenn viele Steuerberater nicht verhandeln, was tun sie denn dann? Nehmen sie die Position des Finanzamts hin oder wird geklagt?

Zwischen Finanzamt und Steuerberater sind die Fronten oft zu schnell verhärtet. Viele Berater nehmen es dann hin oder schimpfen, vor dem Finanzgericht geklagt wird allerdings selten. Finanzbeamte haben oft kein Verständnis für die Unregelmäßigkeiten des Unternehmerlebens und die Steuerberater haben zu wenig Ahnung von den internen Abläufen, denen die Finanzbeamten unterworfen sind. Beide Seiten haben eine UV-Brille auf, wobei UV hier für Unwissen und Vorurteile steht.

Warum beschäftigen sich Steuerberater denn Ihrer Meinung nach zu selten mit Verhandlungstechniken?

Wegen des Tagesgeschäfts. Welcher Steuerberater kommt denn mit einer 40-Stunden-Woche hin? Dazu kommen die kleinen und großen Sorgen des Kanzleialltags. Dabei ist betriebswirtschaftlich und persönlich eine sehr gute Investition, sich mit Verhandlungstechniken zu beschäftigen. Das hilft bei allen Arten von Gesprächen: mit Mitarbeitern, mit Mandanten, mit Banken und so weiter. Und gerade in Verhandlungen in Gruppen, wie bei Schlussbesprechungen, ist es wichtig zu erkennen, wer der Anführer ist, wer der Zuarbeiter ist, wen ich ansprechen und auf welche Signale ich achten sollte.

Was ist denn das Wichtigste beim richtigen Verhandeln?

Zwei Dinge: die andere Seite zu verstehen und möglichst eine übergeordnete Sichtweise einzunehmen. Jeder hat gern Recht, keiner hat gern Unrecht. Wenn es aber ums Rechthaben geht, dann ist man daher schnell in einem aussichtslosen Stellungskampf. Der erste Schritt wäre, die Interessen hinter der Position des anderen zu verstehen. Finanzbeamte haben im Grunde drei Motive: Sie wollen den Fall schnell vom Tisch haben, sich anschließend keine Vorhaltungen machen lassen müssen – von Vorgesetzten wenn sie zu langsam arbeiten oder von Kollegen wenn sie zu schnell arbeiten – und sie wollen das Gesicht wahren. Wenn man das beherzigt, dann fällt es leichter, eine Lösung zu finden und – das wäre die übergeordnete Sichtweise – man kann sich fragen: Was wollen wir denn beide? Oder alle drei? Wenn man den Mandanten mitzählt. Und dann stellt man bei Verhandlungen oft fest: Es geht mehr, als man zu Anfang denkt. Fazit: Nirgendwo lässt sich schneller und einfacher Geld gewinnen oder verlieren als beim Verhandeln.

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Über Mathias Paul Weber