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Datev Jahrespressekonferenz: der digitale Trend

[vc_row][vc_column][vc_column_text]Auf der Jahrespressekonferenz stellte der Datev-Vorstandsvorsitzende Robert Mayr aktuelle Zahlen und neue Produkte vor, erläuterte das Konzept der Steuerbürgerplattform und wiederholte seine Vision eines „goldenen Zeitalters für die Steuerberatung“.

Voraussetzung für das goldene Zeitalter sei, „dass die Beraterschaft sich den Anforderungen der digitalen Transformation stellt“. Etwa 60 Prozent der Unternehmen nutzen nach Mayrs Angaben noch Papier zum Informationsautausch mit der Steuerberatungskanzlei – ein großes, unbeackertes Feld, auf dem sich die Berater und Beraterinnen als Digitalisierungs-Coaches positionieren könnten.

Als Teil des Branchenmonitors erforscht die Datev mit dem Digitalisierungsindex auch, wie sich die Kanzleien der Transformation stellen. Dabei stellte Mayr einen Zusammenfang heraus: Je höher der Digitalisierungsindex einer Kanzlei ausfalle, desto größer seien auch die Erwartungen an den künftigen Erfolg. Mit anderen Worten: Zupacken macht Zuversicht.

Die Datev stellt nach Mayrs Worten dazu die nötigen Werkzeuge und bietet auf dem Marktplatz inzwischen rund 140 Lösungen externer Partner. Am Freitag startete ganz frisch das „Kassenarchiv online“ und im kommenden Jahr soll die Steuerbürger-Plattform folgen.

Geschäftszahlen

Fast alle Datev-Zahlen weisen nach oben. „Wir werden diese Jahr die Umsatz-Milliarde knacken“, sagte Mayr. Doch es gibt einen Ausreißer: Die Zahl der Mitglieder will nicht mehr so recht nach oben und stagniert mit 40.555 auf Vorjahresniveau (2016: 40.559). „Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass die Mitgliederzahlen sukkzessive zurückgehen“, sagte Vorstand Eckhard Schwarzer. Das sei dem demographischen Wandel geschuldet. Die Vorstandsmitglieder sind sich nach seinen Angaben einig, dass die Mitgliederzahl keine erfolgsrelevante Kennzahl mehr sein könne. Den Erfolg wolle man eher – und unter anderem – am Digitalisierungsindex bemessen und danach, ob die Beraterschaft die digitale Kollaboration voranbringe.

„Auch für das Gesamtjahr 2018 erwarten wir wieder eine Wachstumsrate mit einer Fünf vor dem Komma“, sagte Diana Windmeißer, Finanzvorstand der Datev. Die Geschäftszahlen 2017 hatte sie schon im März verkündet: 978 Mio. Euro Umsatzerlöse und ein Betriebsergebnis von 60,5 Mio. Euro.

Traditionell sind die Produktgruppen Rechnungswesen und Personalwirtsachaft die Umsatztreiber. Beim Rechnungswesen beruht ein Drittel der Umsatzsteigerung auf Cloud-Anwendungen. Die Zahl der Unternehmen online Anwender stieg um 28.000 auf 107.000. Bis zum Dezember 2017 erhielten 373.000 Arbeitnehmer ihre Gehaltsabrechung online und nicht mehr auf Papier. Bis zum 30. Juni ist die Zahl der Arbeitnehmer online Anwender weiter auf über 500.000 gestiegen. Über alle Produktgruppen gesehen, stammen mehr als 40 Prozent des Umsatzwachstums aus Cloud-Lösungen.

Kassenarchiv online

Am Tag der Pressekonferenz startete das Kassenarchiv online: Ein Cloud-Speicher, in den Unternehmen ihre Kassendaten hochladen und revisionssicher für die gesetzliche Speicherdauer von zehn Jahren aufbewahren können. Die Kosten liegen bei acht Euro monatlich pro Kasse/96 Euro pro Kasse und Jahr. Für den Rest diesen Jahres ist die Nutzung sogar kostenfrei. Dank der Kooperation mit Kassenhersteller Casio, können dessen Nutzer den Upload direkt in der Kasse starten, die Nutzer anderer Kassensysteme nutzen einen Web-Upload. Geplant ist auch eine Überführung der Daten vom Kassenarchiv in die FiBu.

Steuerbürger-Plattform

Das Prinzip in Kürze – für alle, die die letzten Monate unter einem Stein gelebt haben: Die Plattform soll noch nicht beratene Steuerpflichtige mit Datev-Steuerberatern zusammenführen. Also die so genannten „einfachen ESt-Fälle“ zu Datev-Kanzleien lotsen – es geht nicht um Unternehmen oder typische StB-Leistungen für Unternehmen.

Die Plattform soll Steuerpflichtige holen und anbinden „wenn sie für die Steuerberater noch gar nicht interessant sind“, wie Robert Mayr es formulierte. Die Hoffnung: Sie buchen später einen Datev-Berater, entwickeln sich zum lukrativen ESt-Mandanten oder gar zum Unternehmer, der dank der Plattform schon eine – zumindest gedankliche – Beziehung zu Datev-Kanzleien hat. Das Lockmittel: Eine für Steuerpflichtige kostenfreie Unterstützung bei der ESt-Erstellung und ein StB-Vorschlag-Service bei steuerlichen Herausforderungen, die vom Service automatisch erkannt werden.

Die Plattform besteht aus drei Komponenten:

  1. App, Webservice: Mit der App können Nutzer Dokumente und Belege in die Datev-Cloud hochladen, ihre Bankkonten einbinden und ihre Einkommensteuererklärung erstellen und abgeben. Die App schlägt Alarm, wenn sie in den hochgeladenen Dokumenten oder Bankbewegungen steuerrelevante Tatsachen entdeckt, die eine Beratung sinnvoll erscheinen lassen. Dann werden dem Nutzer mehrere Datev-Kanzleien vorgeschlagen. Die endgültige Auswahl trifft der Nutzer. Die Vorauswahl – noch stehen nicht alle Details fest – wird sich wahrscheinlich nach räumlicher Nähe und fachlichen Schwerpunkten richten: Braucht der Steuerpflichte Experten zu V&V, Photovoltaikanlagen, ausländischen Einkünften … ?
  2. Anbahnungsplattform: Auf „My Datev“ können die Berater – wie auf einer social-media-Plattform – ein Profil anlegen, ihre Stärken und besonderen Fähigkeiten (Sprachen, Fachthemen usw.) angeben und die Kriterien ihrer Wunschmandanten festlegen. Es ist also die Grundlage für das eben genannte „Vorschlagswesen“ in der App und ist zusätzlich als Internetseite erreichbar. Außerdem steht dort ein Tool zur Terminvereinbarung bereit.
  3. Meine Steuern: Mandatieren die Steuerpflichtigen eine Kanzlei, können sie über die Plattform „Meine Steuern“ ihre Belege verwalten.

Viele Details sind noch offen, auch die Zustimmung des Aufsichtsrats zu den Plänen fehlt noch. Aber seit der Satzungsänderung ist der Weg prinzipiell frei. Nötig geworden war die Änderung vor allem durch den obigen Punkt Eins – das Herantreten der Datev an Steuerpflichtige ohne Steuerberater –, die beiden weitern Komponenten der Plattform wären auch mit der bisherigen Satzung möglich gewesen.

Zu den noch offenen Fragen zählt auch ein Bewertungssystem (siehe das Interview mit Eckhard Schwarzer dazu), das den Nutzern die Auswahl einer Kanzlei erleichtern kann. „Wir werden an einem Bewertungssytem nicht vorbeikommen“, sagte Datev-Vorstand Eckhard Schwarzer auf der Pressekonferenz. Wie es gestaltet werden kann, darüber diskutiert die Datev derzeit mit ihren Mitgliedern und in ihren Gremien.

Die ersten Apps sollen 2019 erscheinen, rechtzeitig für die Abgabe für den Veranlagungszeitraum 2019. Für die Berater und Beraterinnen soll die Plattform kostenfrei sein, für die Nutzer auch – bis zur Abgabe der Steuererklärung über Elster, dann soll ein Obulus fällig werden. Weitere kostenpflichtige Features und Ausgestaltungen des Services sind in der Diskussion.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]